Pflanzen fördern und helfen sich gegenseitig, aber einige können sich einfach nicht dulden: So wie sie neben einander nicht wachsen können, können sie sich auch in Speisen nicht dulden. Das Gefühl dafür muss lange und sorgsam aufgebaut werden. Zunächst muss hervorgehoben werden, dass frisch gepflückte Pflanzen und ihre Säfte am wirksamsten als Nahrungsmittel und Medikament sind. Es gibt keine Möglichkeit durch Trocknen, Konservieren, Verpacken und Aufheben die Zersetzung und das Verfallen der wirksamen Pflanzenbestandteile zu vermeiden. Aber die Tatsache, dass unser Klima so ist, dass die Vegetationsperiode nicht das ganze Jahr lang dauert, sowie dass die Menschen immer mehr in Städten leben, wo die Pflanzen ihnen nicht in Reichweite sind, zwingen uns, wenn wir die Gelegenheit dazu haben, sie in größeren Mengen zu pflücken und Reserven anzulegen.
Pflanzen kann man für den Winter durch Einkochen, Einlegen, Fermentieren und Einfrieren aufheben, aber am einfachsten und am billigsten ist es, sofern es sich um Teepflanzen handelt, die am weitesten verbreitete Methode anzuwenden, das Trocknen. Nicht desto trotz muss man betonen, damit die Mühe, die ins Pflücken und Trocknen investiert wird, überhaupt einen Sinn hat, damit die zubereiteten Pflanzen ihre Heilkraft und Nährkraft in größtmöglichem Maße beibehalten, muss man sich an eine ganze Reihe von Regeln halten:
- Pflanzen pflückt man nur an sauberen Orten, weit weg von Wegen, Siedlungen, Fabriken und Müllhalden.
- Jede Pflanze braucht einen geeigneten Boden und eine geeignete Lage – deshalb werden die Pflanzen dort gepflückt, wo sie uns gesund und üppig erscheinen. Man darf keine verkümmerten, kranken und beschädigten Pflanzen pflücken.
- Die Pflanze, die sie pflücken möchten, müssen sie gut kennen und sie sicher von ähnlichen, nicht heilenden oder sogar giftigen Pflanzen unterscheiden.
- Pflücken sie niemals alle Pflanzen von einem Ort weg. Verzichten sie auf die schönsten Exemplare und lassen sie sie zur Fortpflanzung und Besamung zurück. Denken sie manchmal auch an andere, die vielleicht dort vorbeikommen und die diese Pflanze, genauso wie sie, brauchen.
- Pflanzen pflückt man nur bei schönem, trockenem und sonnigem Wetter: niemals morgens bei Tau, auch nicht abends bei Sonnenuntergang. Pflanzen, die nach dem Regen gepflückt werden sind noch feucht und riechen nicht, sie werden schnell schwarz, fermentieren und verfaulen. Aber, wenn es am nächsten Tag sonnig ist, beeilen sie sich, die erfrischten und vom Staub gewaschenen Pflanzen zu pflücken.
- Stoffe, die die Wirksamkeit und Lebendigkeit fördern und die wir brauchen, produziert und lagert die Pflanze in den Teilen, die momentan wirksam sind, die gerade die schwierigste Rolle haben. Deshalb muss man wissen, welcher Teil, wann gepflückt wird, denn von der Pflückzeit hängt auch der Inhalt des Gepflückten ab.
- Die Knospen der Kiefer, Birke, Pappel und anderer Bäume werden am Frühlingsanfang gepflückt.
- Die Blüten pflückt man sobald sie blühen – solange sie frisch, duftend und anziehend sind. Man sammelt sie nicht, wenn sie verblühen, bestäubt und halb vertrocknet sind.
- Blätter pflückt man vor dem Blühen.
- Den ganzen Pflanzenteil, der über der Erde wächst, sammelt man, wenn das Blühen beginnt. Hierbei werden der untere Teil der Pflanze, das Xylem, eingegangene und von Fäulnis befallene Teile abgeworfen.
- Die Früchte und Samen sammelt man, sobald sie vollkommen ausgereift sind.
- Die Rinde von Bäumen schält man bei Frühlingsbeginn, bevor sich die Blätterknospen öffnen, aber auch im Herbst, wenn die Blätter abfallen. Man schält nur die gesunde, glatte und junge Rinde von den seitlichen Ästen, deren Abschneiden dem Baum nicht schadet.
- Wurzeln pflückt man vor oder nach dem Blühen – im Frühling, aber noch besser im Herbst. Man sammelt große, gut entwickelte Wurzeln, von denen man die verfaulten und abgestorbenen Teile entfernt. Die Spitze der Wurzel sollte man in die Erde zurückstecken, besonders bei Pflanzen wie Echter Eibisch, Rettich oder Enzian. Aus der Knospe an der Wurzel wachsen neue Pflanzen.
- Pflanzen sollte man in Körben und nicht in Tüten oder Beuteln transportieren, weil sie sonst zerquetscht werden. Verschiedene Arten sollte man nicht miteinander vermischen. Man muss sie getrennt trocknen und verpacken und eventuell vor der Einnahme vermischen.
- Die gesammelten Pflanzen sollte man vor dem Welken zu trocknen beginnen. Der Raum, der zum Trocknen vorgesehen ist, muss sauber, gut durchlüftet und von Insekten und Mäusen geschützt sein. Pflanzen trocknet man dünnschichtig, auf einer sauberen Oberfläche.
- Blüten, Blätter und die Teile, die über dem Boden wachsen, trocknet man im Schatten, wo es einen Luftzug gibt, nie in der Sonne. Sofern ein Gerät oder der Ofen benutzt wird, sollte die Temperatur nicht höher als 40 Grad sein.
- .Wurzeln, Teile, die unter der Erde wachsen, Samen und Früchte können in der Sonne getrocknet werden, aber sie müssen vor Insekten geschützt werden. Vor dem Trocknen werden die Wurzeln mit kaltem Wasser gewaschen und gebürstet, wenn sie groß sind, sollte man sie der Länge nach durchschneiden.
- Man kann auch größere, geschnittene Früchte trocknen, wie zum Beispiel Äpfel oder Birnen. Auch hier darf die Temperatur des Ofens nicht 40 Grad übersteigen.
- Gut getrocknete Pflanzen werden in sauberen, starken oder mehrlagigen Papierbeuteln aufgehoben. Wenn sie nicht zu groß sind, sollte man sie erst vor dem Kochen mit den Fingern, dem Messer oder im Mörser zerkleinert. Sogar gut verpackten Pflanzen schaden Licht, Wärme, Sauerstoff, Feuchtigkeit, Staub, Insekten und Mäuse. Deshalb sollte man die Beutel in einem Schrank oder einer Truhe auf einem trockenen, dunklen und schattigen Ort aufbewahren, niemals in der Nähe von Waren mit starkem und langanhaltendem Duft.
- In der Hausapotheke sind giftige Pflanzen nicht erwünscht!
- Kräuter sollte man in unbeschädigten Emaille-Töpfen kochen und wenn man sie übergießt (ob mit kaltem oder heißem Wasser), sollte man dafür ein Glas- oder Keramikgefäß benutzen.
- Teesorten, die zur Linderung von Atemwegsbeschwerden verwendet werden (sowie zur Förderung des Schleimausscheidens), darf man süßen, am besten mit Honig. Teesorten, die zur Behandlung von Verdauungsorganen und die zum Spülen benutzt werden, werden nicht gesüßt.
- Mit dem Tee sollte man nicht übertreiben. In den meisten Fällen sind zwei bis drei Tassen ausreichend.
- Auch die am besten aufbewahrten Pflanzen verlieren mit der Zeit ihre Heilkraft. Deshalb sollte man nicht große Vorräte lagern, für Jahre im Voraus. Bereiten sie nur so viel vor, wie ihnen bis zum nächsten Frühling ausreicht.
- Pflanzen muss man sich widmen, sie brauchen Geduld und guten Willen, ein offenes Herz und saubere Hände. Wenn sie das ermüdet oder nervt, wenden sie sich den Sachen zu, die ihnen mehr Freude bereiten und Kräuter können sie in Geschäften oder bei jemandem, der sich an dieser Arbeit erfreut, besorgen. Bei mürrischen Menschen sollte man nichts besorgen!